Die dunkle Seite der Geschichte - [Rezension] A Christmas Carol (Serie)


A Christmas Carol

Eine düstere Adaption des Klassikers von Charles Dickens. 

Kaum ein Roman wurde so oft verfilmt wie Charles Dickens Weihnachtsgeschichte. Da stellt sich schnell die Frage, braucht man denn noch eine Neue? Die Antwort, wenn es um diese Mini-Serie geht, lautet Nein. Sie malt ein düsteres Bild der Geschichte und lässt so den Zauber der Handlung mehr als vermissen. Die etwas mehr als 160 Minuten, auf die das doch recht kurze Buch ausgedehnt wurde, wurden gefüllt mit philosophischen Selbstgesprächen seitens Scrooge und neuen Hintergrundgeschichten, für die man als Zuschauer keinen Bedarf hat. 

So kommt der beliebte Klassiker in dieser Adaption auf eine Art sehr modern daher, obwohl die Handlung, wie sonst auch, im viktorianischen London spielt. Die Themen jedoch, sind aus dem 21. Jahrhundert auf das 19. Jahrhundert angepasst worden. Die Serie wirkt, als wollte man einen Bezug zur Gegenwart herstellen. Verschwunden ist das kuschelige Weihnachtsgefühl und macht einer Kälte und Dunkelheit Platz, die aus dem Versuch herrührt alles Märchenhafte aus der Geschichte zu verbannen. Vielmehr hat man den pragmatisch realistischen Ansatz gewählt. 
Scrooges Vergangenheit bekommt einen komplett neuen Anstrich und weicht damit deutlich von der altbekannten Handlung ab. Kein fröhlicher erster Arbeitgeber, kein liebenswerter kleiner Junge, der durch puren Ehrgeiz und Gier zu dem wurde, was er nun ist. Stattdessen bekommt man einen in der Kindheit traumatisierten, grausamen Mann, der dem Zuschauer erst in den letzten 45 Minuten ein wenig sympathischer wird. 
Überhaupt bekommt die komplette Handlung erst nach gut eineinhalb Stunden (ca. eineinhalb Folgen) ein wenig Substanz und Geschwindigkeit. Bei einer Serie, die insgesamt nur 160 Minuten geht dauert das deutlich zu lange. 

Positiv anzumerken ist allerdings, der Cast der Großartiges leistet und gut ausgewählt wurde. Ein großer Pluspunkt geht hier auch an das Casting des Schauspielers Lenny Rush, der den kleinen Tim verkörpert und selber eine Behinderung hat. Dies ist leider immer noch die Ausnahme bei großen Filmproduktionen und sorgt für frischen Wind in der Adaption. 
Betrachtet man diese Serie als ein Kunstwerk des modernen Films, so bleibt nichts weiter zu tun, als großes Lob an alle Beteiligten auszusprechen. Das Set-Design, Kostüm, Maske und vor allem auch Licht und Kamera sind beeindruckend und bringen die düstere Atmosphäre direkt in das Wohnzimmer des Zuschauers. 

Doch genau darin liegt das Problem. Möchte man diesen warmen und wunderschönen Klassiker von Charles Dickens wirklich als eine düstere Menschenstudie sehen, die vielleicht realistischere Ansätze hat, dafür aber nichts von dem Weihnachtsmärchen mehr in sich trägt, das der Autor verfasst hat? 
Dies muss jeder für sich entscheiden. Wer jedoch einen kuscheligen und rührenden Weihnachtsfilm erwartet, sollte lieber eine andere Verfilmung der "Weihnachtsgeschichte" anschauen, von denen es so einige gelungene gibt. 


UK/USA 2019

Regie: Nick Murphy

Darsteller: Andy Serkis, Guy Pearce

Laufzeit: 2h 53min (ca. 60min je Folge)

Folgen: 3

weitere Informationen auf IMDB


Kommentare



  1. ich bin für alles an Filmen und Serien offen und besonders Mystery und Thriller faszinieren mich, deswegen könnte „A Christmas Carol“ schon etwas für mich sein. Ich werde mal reinschauen. Danke für die Vorstellung! Ich kann mir schon vorstellen, dass viele Zuschauer mit anderen Vorstellungen und Hoffnungen anfangen die Serie zu schauen.
    Ich bin gespannt :).
    Dir wünsche ich einen schönen Start in die Woche!

    Liebe Grüße
    Emily

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    1. Hallo Emily,

      wenn du so etwas magst, dann kann es gut sein, dass dir die Serie gut gefällt. Wie gesagt ist sie rein künstlerisch betrachtet wirklich sehr gut und auch die modernere Erzählweise hat etwas für sich. Ich bin tatsächlich mit der Erwartung herangegangen, dass sie etwas düsterer sein würde, als die bisherigen Verfilmungen, aber doch insgesamt dann eher weihnachtlich schön.
      Und das ist sie definitiv nicht. Wenn man sich dessen aber bewusst ist, dann kann die Serie glaube ich auf jeden Fall begeistern.
      Du kannst mir ja dann mal schreiben, wie du sie fandest.

      Liebe Grüße,
      Rebecca

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