Die große Liebe an einem Tag - Rezension zu "Durch die Nacht und alle Zeiten" von Eva Völler

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Inhalt

Lori verbringt ihre Ferien mit ihren Eltern bei einem historischen Festival am Rhein. Als sie die Ruhe im Wald sucht, kommt plötzlich ein Gewitter auf. Kurz darauf sieht sie sich von einem jungen Mann in historischem Gewand bedroht. Schnell ist klar, dass er aus der Vergangenheit kommt. Doch nicht nur er, sondern auch befeindete Franzosen haben ihren Weg in Loris Zeit gefunden. Hinzu kommt, dass das Fehlen des jungen Mannes, Thomas, in seiner eigenen Zeit den Verlauf der Geschichte verändert hat. Lori und er müssen nun einen Weg finden, die Veränderungen rückgängig zu machen. 


Das Wichtigste in Kürze

Dieser Roman konnte leider nicht sonderlich überzeugen. Die Handlung wartet zwar mit einem unerwarteten Verlauf auf, doch die Charaktere sind allesamt zu oberflächlich und einfach, um diese tragen zu können. Die Liebesgeschichte ist schnell und unrealistisch, Spannung kommt nicht wirklich auf. Jüngere Leser haben vielleicht mehr Spaß an der Geschichte. 


Wer mehr Details möchte

Leider wollte der Funke beim Lesen nicht überspringen. Zwar beginnt die im Klappentext versprochene Handlung relativ schnell und kann auch mit der einen oder anderen Wendung ein wenig überraschen, doch bleibt der Rest des Buches so oberflächlich, dass ein Eintauchen nicht möglich ist. Es geht alles etwas zu schnell und einfach. Einerseits ist das irgendwo erfreulich, andererseits enttäuschend. Die Idee der Geschichte hätte mehr hergegeben. 

Die Autorin scheint hier eine etwas andere Zeitreisegeschichte erzählen zu wollen, lässt sich dabei jedoch nicht genug Zeit. Eigentlich erwartet man das typische Einleben der historischen Figur in die heutige Welt. Das ging bei Thomas aber ziemlich flott und ohne große Schwierigkeiten. Ein kleines Gerät, das alles mögliche kann? Ach ja, passt schon. Da fehlte die Begeisterung, das Staunen, die Angst, ganz einfach die Gefühle, sowie der Spaß, der bei solch einer Grundidee entstehen kann. Naja, man muss dazu sagen, dass Thomas auch nur ganz kurz Zeit hatte, bevor alles den Bach runterging, aber als Leser fühlt man da einen gewissen Verlust. Es bleibt vor lauter Handlung keine Zeit für Figurenentwicklung oder Beziehungen. 

Und das merkt man deutlich an den Figuren. Sie sind eindimensional. Lori weint viel und denkt wenig nach. Thomas ist der perfekte englische Gentleman. Und das bleiben die beiden das ganze Buch über. Natürlich entwickelt sich da auch eine Liebesgeschichte oder besser gesagt, soll sie sich entwickeln. In Wirklichkeit kennen sich die beiden einen halben Tag und bums ist es die Liebe des Lebens. Der Weg von A nach B hat dabei gar keinen Platz, denn die Handlung geht weiter, Feinde müssen besiegt und Probleme gelöst werden. Es entsteht keine Spannung zwischen Lori und Thomas. Die wenigen gemeinsamen Momente verbringen sie mit dem Schmieden von Plänen. Und die sind dringend notwendig, denn es passiert wirklich Einiges. 

Das Problem daran ist: vor lauter Handlung bleiben die Figuren im Schatten. Man kann sie nicht richtig greifen, deren Schicksal ist einem mehr oder weniger egal. "Wird schon gutgehen" ist die Leseeinstellung. 

Die Autorin hat hier trotz toller Ideen unglaublich Potential verschenkt. Ganz offensichtlich wollte sie eine etwas andere Geschichte erzählen, als die typische "Mensch aus der Vergangenheit kommt in Gegenwart, es gibt Chaos, Missverständnisse, Liebe". Das ist löblich und willkommen, leider ist die Umsetzung aufgrund der vielen Handlung und wenig bis keiner Figurenentwicklung nicht sonderlich gelungen. Es bleibt oberflächlich und einfach. 



Autorin: Eva Völler

Verlag: Boje

Erschienen: 26.02.2021

ISBN: 978-3-414-82595-7



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