Der rosa Tik-Tok-Flair - [Filmrezension] Einer wie keiner (2021)


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Inhalt

Die erfolgreiche Influencerin Padgett verliert nach einem Debakel Follower und ihren Werbevertrag. Die durch Make-Over bekannt gewordene Highschool-Schülerin lässt sich davon nicht unterkriegen und plant ein neues Projekt. Mit ihrer Freundin schließt sie die Wette ab, dass sie Cameron, den schulbekannten Nerd und Außenseiter, innerhalb weniger Tage zum Prom-King machen kann. Dabei hat sie nicht damit gerechnet, Gefühle für ihn zu entwickeln. 



Kurzmeinung

Wen die Handlung reizt, der macht mit dem Film nichts falsch. Er ist von vorne bis hinten vorhersehbar und wagt nichts Neues, aber erzählt die Geschichte ganz unterhaltsam und mit einigermaßen sympathischen Figuren. Die Logik sollte man beim Schauen allerdings nicht hinterfragen. 


Meinung

Warum sollten ihre Follower Padgett hassen, wenn sie ihren Freund beim Fremdgehen erwischt und deshalb (live) ausrastet? Warum ist der "Loser" der Schule nicht misstrauisch, wenn das It-Girl plötzlich mit ihm abhängen will? Solche und andere Fragen sollte man sich zwecks Unterhaltung bei "Einer wie keiner" besser nicht stellen. Nimmt man diese Tatsachen einfach als gegeben hin, kann der Film ganz unterhaltsam sein. Vorausgesetzt, man findet die Handlung grundsätzlich ganz nett. 

Der Film geht relativ strikt nach Schema vor. Keine Abweichungen, keine Überraschungen, keine Tiefe. Die Figuren sind Ausmalbilder. 

Der "Loser" der Schule, Cameron, ist schon vor dem Make-Over nicht unattraktiv. Ja, er ist viel für sich und sagt jedem, der es nicht hören will, seine Meinung. Was er übrigens schon beim ersten Treffen mit Padgett komplett ablegt. Andere giftet er wegen Kleinigkeiten an, aber dass Padgett ihr ganzes Leben gestellt und unecht auf Tik-Tok ausbreitet (für ihn eigentlich unvorstellbar), dazu hat er vielleicht mal einen vorsichtigen Kommentar. Verschwunden ist der nervige Kritiker, der einem zu Beginn kurz vorgestellt wird und damit auch das Potential für wundervolle Wortgefechte. Da hätte ich mir mehr gutgemeinten Wohlfühl-Konflikt gewünscht. Stattdessen ist Cameron auffallend fügsam in allem und hinterfragt nicht eine Sekunde Padgetts Motive. 

Padgett grinst, Tik-Tokt sich durch den Film und ist irgendwo ganz nett. Auf keinen Fall sollte sie überheblich und zickig rüberkommen, das merkt man. Sie ist die Sympathieträgerin, das nette Mädchen von nebenan, die es mit ihren Schönheitstipps nur gut meint und eher zufällig zur Tik-Tok-Ikone geworden ist. Hinter dieser schillernden Tik-Tok-Fassade verbirgt sich natürlich ganz viel Unsicherheit.

Was mir ganz gut gefallen hat ist, dass es in dem Film nicht darum ging, dass Padgett am Schluss ihr Handy ins Klo wirft und einmal kräftig spült. Eher scheint Netflix zu versuchen, eine Daseinsberechtigung für all die Influencer zu schaffen und trotzdem gleichzeitig irgendwie zu vermitteln, wie wichtig es ist, authentisch zu sein. Das gelingt zwar nicht wirklich dafür fehlt den Figuren an Tiefe (und das kann auch kein "ich verstecke mein wahres Ich"-Motiv ausbügeln Netlix), weicht aber wenigstens ein bisschen von dem ab, was ich eigentlich erwartet habe und hat mich deshalb positiv gestimmt. 

Dadurch verliert die Beziehungsentwicklung zwischen Padgett und Cameron allerdings gewaltig an Kraft, denn Cameron wird einem eigentlich als totaler Technik- und Social-Media-Gegner präsentiert, der noch mit Klotzhandy hantiert und andere wegen ihres unsozialen Verhaltens anpöbelt. Bei Padgett ist er aber zahm wie ein Lamm. Ab und zu (aber sehr selten) kommt mal ein kleiner, freundlicher Kommentar über ihr Tik-Tok-Leben. Die beiden verstehen sich von Anfang an blendend. Natürlich auch ein Ansatz, aber doch irgendwie nicht stimmig damit, wie die Figuren angelegt wurden. 

Jedenfalls hält sich Netflix hier an eine vermeintlich solide Handlung, führt blasse Figuren und verhältnismäßig viele unnötige Szenen ins Feld und hinterlässt keinerlei Spuren. 

Fazit

Für einen entspannten Filmabend, bei dem man sowieso lieber mit Freunden nebenher quatscht genau der richtige Film. Ansonsten kann man ihn mal anschauen, wenn einen die Handlung irgendwie interessiert. Er ist nicht furchtbar, aber auch nicht gut. 


Informationen zum Film

Regie: Mark Waters

Darsteller: Addison Rae, Tanner Buchanan, Rachael Leigh Cook

Erscheinungstermin: 27.08.2021

Originaltitel: He's all that

Laufzeit: 1h 28min

Produktion: Netflix

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