[Rezension] Die Legenden der Blauen Meere: Dreckswetter und Morgenröte von Geoff Rodkey


© 2015 Carlsen

BAND 1


Meinung

Der zwölfjährige Egbert lebt ein miserables Leben auf einer kleinen Insel und wird von seinem Vater und seinen älteren Geschwistern schlecht behandelt. Wie elend der Alltag für Egbert aussieht, wird gleich zu Beginn auf humorvolle Art beschrieben. Dabei fallen sofort die vielen farbenfrohen Ideen auf, die der Autor in sein Buch gesteckt hat und die dem einen oder anderen Leser vielleicht sogar schon etwas übertrieben vorkommen. Manchmal ist die Grenze zwischen akzeptabel und albern tatsächlich hauchdünn, wird jedoch niemals ernsthaft durchbrochen. 

Neben wirklich schrägen Einfällen (wie zum Beispiel, dass Piraten im Ruhestand als Erntehelfer und Hausangestellte arbeiten), sorgt vor allem der entspannte und lockere Stil für Unterhaltung. Egbert erzählt aus der Ich-Perspektive, wobei wirklich das Gefühl aufkommt, ein zwölfjähriger würde die Geschichte erzählen. Hier nimmt Geoff Rodkey seine Figur sehr ernst und gibt ihm absolut authentische Züge. Er ist nicht der stärkste oder mutigste, kann nicht besonders gut kämpfen oder schießen. Er ist einfach nur ein Junge mit Köpfchen, weiß diesen einzusetzen und handelt sonst, wie jedes andere Kind es in seinem Alter auch getan hätte. Dies macht seine Figur vor allem für die jüngeren Leser besonders zugänglich.

Die eigentliche Handlung beginnt nach einer sehr kurzen Einführung direkt damit, dass Egberts Vater mit ihm und seinen Geschwistern Hals über Kopf zur benachbarten Insel Morgenröte aufbricht. Dort trifft sich der Vater mit dem einflussreichen und charismatischen Roger Pembroke, der als Minenbesitzer viel Geld gemacht hat. Vor allem dessen Tochter Millicent hat es Egbert direkt angetan. Sie lernt der Leser als leicht verwöhnten Wildfang kennen, die jedoch ein gutes Herz und einen schlauen Kopf hat. Für junge Leserinnen ist Millicent eine starke Figur, mit der man sich gut indentifizieren kann. Wie Egbert verhält auch sie sich ihrem Alter entsprechend, obwohl beide Figuren manchmal eine ganz besondere Weisheit an den Tag legen, die wohl ihren Lebensumständen geschuldet ist. 

Als Egberts Familie dann bei einer Ballonfahrt verschwindet, muss er kurze Zeit später um sein Leben fürchten. Er flieht von Morgenröte und macht sich daran, das Rätsel um das Verschwinden seiner Familie zu entschlüsseln. Auf seinem Weg trifft er auf noch mehr Piraten und erlebt so manches Abenteuer. 
Dabei gelingt es dem Autor, die Spannung kontinuierlich aufrecht zu erhalten. Selbst wenn nicht auf jeder Seite eine Kampf tobt, fesselt die Geschichte und nimmt seine jungen Leser ernst. Es wird nichts verharmlost oder besonders kindgerecht heruntergebrochen. Natürlich herrscht nicht Mord und Totschlag, doch den einen oder anderen Toten gibt es, was mit aller Ernsthaftigkeit und respektvoll behandelt wird, ohne dass die Geschichte an Leichtigkeit verliert. 

Fazit

Insgesamt ein Kinder- und Jugendroman voller Ideenreichtum, Humor, Spannung und Leichtigkeit. Für junge Abenteurer:innen und Piraten-Fans ab 10 Jahren bestimmt ein großer Lesespaß. 


Geschrieben von: Geoff Rodkey

Übersetzt von: Claudia Max

Verlag: Carlsen

Erscheinungsdatum: 18.12.2015

ISBN: 978-3-646-92584-5

Originaltitel: The Chronicles of Egg: Deadweather and Sunrise

Genre: Fantasy, Piraten



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