[Rezension] The Gentleman's Guide to Vice and Virtue von Mackenzi Lee (Montague Siblings #1)



© 2018 Harper Collins

BAND 1


Inhalt

England im 19. Jahrhundert

Der junge Lord Henry "Monty" Montague führt ein luxuriöses Leben zwischen Partys, Alkohol und Liebschaften. Gleichzeitig leidet er unter der harten Hand seines Vaters, der Disziplin und Anstand verlangt, bevor sein Sohn später einmal den Besitz erbt. Eine große Europareise (die Grand Tour, wie es früher üblich war), soll Henry die Flausen aus dem Kopf treiben. Begleitet wird Monty von seinem besten Freund Percy, in den er schon lange heimlich verliebt ist, und seiner Schwester Felicity. Montys Flausen bringen die drei auf ihrer Reise mehrmals in Schwierigkeiten und so finden sie sich bald in dem Abenteuer ihres Lebens wieder. 


Meinung

"The Gentleman's Guide" gehört zu den Büchern der besonderen Art. Zum einen, weil es sich dem Genre des historischen Romans nur bedingt zuordnen lässt und zum anderen, weil es durch einen fast schon unsympathischen Protagonisten glänzt. Vielleicht auch, weil es sich im Allgemeinen um einen männlichen Protagonisten handelt, was ja an und für sich schon eher selten ist am YA-Himmel. 

Dieses Buch ist also ein historischer Roman, spielt aber ein wenig mit der Mystik und hat ein paar Fantasy-Elemente. Die begrenzen sich aber auf ein kleines Minimum, also keine Sorge denjenigen, die eigentlich einen reinen historischen Roman lesen wollen. Für meinen Geschmack hätte es da auch etwas weniger Fantastisches getan, vor allem eben, weil alles andere sonst in der realen, historischen Welt situiert ist und auch deren Regeln folgt. Die Thematik ist eher im 21. Jahrhundert verortet oder besser: das Buch beschäftigt sich mit so universellen Identitätsfragen und Verarbeitung von Traumata, das die Handlung durchaus auch im 21. Jahrhundert hätte spielen können. 

Kommen wir nun zu unserer Hauptfigur. Monty macht es einem als Leser nicht leicht, ihn zu mögen. Viel zu oft habe ich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen wollen, wenn er mal wieder eine Dummheit begeht oder einfach nur Blödsinn von sich gibt. Bis auf gelegentliche Ausrutscher schafft es die Autorin aber, dass Monty trotz allem ein Sympathieträger ist. Je schlimmer er sich in Schwierigkeiten bringt, desto mehr habe ich für ihn gehofft, dass er endlich seinen Weg findet. Darum geht es auch eigentlich in diesem Roman. Nicht um die Liebesgeschichte, nicht um die Reise, sondern darum, wie Monty seinen Platz in der Welt findet, lernt, sich selber zu akzeptieren und ein Trauma, sowie eine Sucht überwindet. 

Ihr merkt schon, da werden ein paar harte Themen angesprochen. Allerdings verliert das Buch trotz aller Schwere nicht seine Leichtigkeit. Klingt Paradox, gelingt der Autorin jedoch sehr gut. Die Waage zwischen Humor und Ernsthaftigkeit ist sehr gut gehalten. Weder werden schwierige Themen leicht abgetan, noch habe ich das Buch als besonders schwermütig empfunden. 

Geholfen hat dabei auch Montys Ich-Perspektive. Denn trotz seines Selbsthasses birgt er eine gewisse, zynische (Selbst-)Ironie, die mich oft zum Schmunzeln gebracht hat. Außerdem ist er eine extrem nahbare Figur mit vielen Facetten. Die Tatsache zum Beispiel, dass er bestimmte Handlungsmuster, die er sich über Jahre hinweg unter anderem als Schutzmechanismus antrainiert hat, nicht einfach mal eben ablegt, macht ihn so herrlich menschlich und realistisch. Trotzdem hätte ich ihm mehr als einmal gerne einen Klaps gegeben und habe ungeduldig und manchmal genervt darauf gewartet, dass er endlich mal sein Hirn benutzt. 

Viel geduldiger als ich sind da seine Freund Percy und seine Schwester Felicity. Die beiden sind wirklich treue Seelen, die ihre ganz eigenen Päckchen zu tragen haben und die auch - trotz Montys Ich -Perspektive - Raum bekommen. Allerdings ist dieser Roman sehr Monty-fokussiert. Manchmal hätte ich mir schon gewünscht, dass vor allem Percy ein paar mehr Ecken und Kanten bekommt. Seinen doch zur Perfektion neigenden Charakter könnte man vielleicht aber auch den verliebten Augen des Ich-Erzählers Monty zuschreiben. Nichtsdestotrotz wäre ein bisschen mehr Tiefe bei den Nebenfiguren schön gewesen. 

Die Handlung hatte für mich trotz der überraschend vielen Action ein paar kleinere Durchhänger, die man aber ganz gut verkraftet. 


Fazit

Trotz kleinerer Mängel hat mir der Roman wirklich gut gefallen. Ich hatte beim Lesen viel Spaß und Monty ist mir trotz seiner manchmal anstrengend Art ans Herz gewachsen. Der fast perfekte Anti-Held im Prinzip.  Auf den Folgeband über seine Schwester Felicity bin ich sehr gespannt und freue mich schon aufs Lesen. 


Informationen zum Buch


Geschrieben von: Mackenzi Lee

Verlag: Harper Collins

Erscheinungstermin: 04.09.2018

ISBN: 978-0-062382818

Genre: Abenteuer, LGBTQIA+, Mystery

Link zum Buch

Die Deutsche Version ist als E-Book bei Carlsen erhältlich. Einfach auf den Link klicken.


Reihe

Die Montague Siblings

Band 1
Band 1,5
Band 2
Band 3




Kommentare

  1. Überraschender Leckerbissen, lieben Dank;)

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  2. Ahoi, das klingt ganz gut - richtig neugierig machen mich aber die Titel "Petticoats & Piracy" (yes please, beides!) und "Scandal & Shipwreck"... Seefahrt, call me in :D

    Liebe Grüße
    Ronja von oceanloveR

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    1. Hallo liebe Ronja,

      oh ja, die sind schon auf meinem SuB. Denen werde ich mich bald auf BookBeat widmen. Ich bin so gespannt, was in Band 2 passiert, Felicity ist so cool. Ich werde auf jeden Fall berichten :)

      Liebe Grüße,
      Rebecca

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