[Im Kino] Avatar: The Way of Water


Avatar: The Way of Water


!ACHTUNG! Spoiler zum ersten Avatar-Teil sind in den Texten enthalten!

Inhalt

Einige Jahre nach den Ereignissen aus Teil 1 lebt Jack Sully mit seiner Na'vi Frau Neytiri und vier Kindern ein glückliches Leben. Die feindlichen Himmelsmenschen sind abgezogen. Oder etwa nicht? Eines Tages kehren sie zurück, um den Planeten seiner Ressourcen zu berauben. Jake führt mit seinem Clan eine Rebellion an, was einen alten Feind auf den Plan ruft, der Jagd auf Jake und seine Familie macht. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als den Wald zu verlassen und bei den Wasser-Na'vi Schutz zu suchen. 




Mein Eindruck

Es ist schon einige Zeit her, das ich den letzten Avatar gesehen habe. Als dieser 2009 ins Kino kam, war ich noch zu jung und so habe ich ihn später im Fernsehen zum ersten Mal gesehen. Er hat mir sehr gut gefallen und ich habe mich geärgert, dass ich nicht die Chance hatte, ihn im Kino in 3D zu sehen. 

Nun aber dann Teil 2. Er hat lange auf sich warten lassen, dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an dieses Werk. 

Aus film-technischer Sicht lässt sich auf jeden Fall eins sagen: Die Technik ist bombastisch. Die Bilder sind wunderschön und wirklich perfekt. Die Wasseraufnahmen sind grandios, man vergisst relativ schnell, dass die Bilder zu einem Großteil computer-generiert sind. Allein aus diesem Aspekt heraus lohnt sich der Kinobesuch. 

Zum 3D kann ich nur loswerden, dass diese Technik mich einfach nicht anspricht. Die ersten paar Minuten ist der Effekt spürbar und macht Spaß, doch ich habe den Eindruck, dass sich mein Gehirn sehr schnell anpasst und ich die 3D Effekte dann nicht mehr wahrnehme. Zusätzlich wurde mir nach einiger Zeit auch leicht schwindelig und schlecht, über drei Stunden sind dann einfach anstrengend. Wer 3D also gerne mag, für den lohnt es sich auf jeden Fall. Ansonsten ist der Film ganz sicher auch in 2D sehr beeindruckend. 

Neben der unnachahmlich grandiosen technischen Leistung hinkt die Handlung ein wenig. Schon Teil eins hatte jetzt keine besonders ausgefeilte Handlung, konnte jedoch mit den vielen Ideen und der neuen Welt punkten. Das kann Teil zwei auch, allerdings hätte ich mir bei über drei Stunden Film schon ein bisschen mehr Substanz gewünscht. 

Gefehlt hat mir vor allem eine spürbare Charakterentwicklung. Stattdessen bekommt man neben wunderschönen, ruhigen Szenen das zu erwartende Action-Kabumm mit eher seichtem Inhalt. Die Figuren sind am Ende des Films Persönlichkeitstechnisch am selben Punkt wie zu Beginn und das obwohl wirklich Einiges passiert und die Figuren auch einiges zu lernen hätten. 

Protagonist Jake ist zu einem dauer-motzenden Teenie-Vater geworden, der ständig davon redet wie wichtig Familie ist, sich allerdings nur sehr selten die Zeit nimmt, seine Kinder wirklich wahrzunehmen. Auch die überaus starke weibliche Hauptfigur Neytiri aus Teil eins ist hier für eine dünne Handlung in den Hintergrund gerückt. 

Spaß gemacht haben die vier Kinder, um die sich auch ein Großteil der Handlung dreht. So hatte der Film zwischenzeitlich den Charakter einer Abenteuer-Teen-Serie und fast schon Ähnlichkeiten mit Stranger Things. Doch auch bei jugendlichen Figuren hätte ich mir nach allem, was sie erleben deutlich mehr Entwicklung gewünscht. 

Einen neuen Bösewicht bekommt man auch nicht, was ich als die größte Schwäche dieses Films empfinde. Die Menschen sind die Bösen, die Na'vi sind die Guten. Wo in Teil eins noch die eine oder andere Grauzone zu erkennen war, blieb dieser Film sehr schwarz-weiß und das Thema dann am Ende doch dasselbe. Es geht um Ressourcenverschwendung, Naturschutz, das Recht auf Lebensraum, das Leben im Einklang mit der Natur und um die Bösen, die all das Missachten und nur nach dem Profit schielen. So aktuell dieses Thema sein mag, wurde es in Teil eins schon mehr als ausführlich besprochen. Ich hätte mir gewünscht, dass der Schwerpunkt in Teil zwei noch stärker auf der Familie liegt. Vieles wird angesprochen, nichts so richtig gelöst, weil dann doch alles vom Kampf gegen die Himmelsmenschen und den Endgegner überschattet wird. Jake hat ein ernsthaftes Kommunikationsproblem, das nicht eine Minute lang thematisiert wird. 

So geht man am Ende aus einem Film, der technisch alles perfekt gemacht hat, bei der Handlung deutlich mehr hätte machen können und mit etwas mehr als drei Stunden für einen Film einfach zu lang ist. Ganz ehrlich, ich bin niemand, die schreit "früher war alles besser", aber will ich wirklich drei Stunden ins Kino sitzen um mich beflimmern zu lassen? Ich finde, die Kunst besteht doch darin, eine Geschichte in einer kurzen Zeit von 90 oder meinetwegen 120 Minuten zu erzählen. 

Avatar: The Way of Water hätte es meiner Meinung nach auch in weniger Zeit geschafft, da die eingebauten Themen dann ja doch nicht zu Ende erzählt wurden und man am Ende eigentlich dort ankommt, wo der Film begonnen hat zuzüglich ein paar Traumata mehr, die die Familie verarbeiten muss. 


Fazit

Technisch einwandfrei und mit überwältigenden Bildern kann Avatar: The Way of Water auf jeden Fall von sich überzeugen. Das übertüncht aber nur zu einem gewissen Teil die fehlende Tiefe der Handlung. 



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