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Das ist die Devise nach der sich Mütter und ihre heiratsfähigen Töchter im Regency-London auf die Suche nach einem geeigneten Ehemann begeben. Ein Glück, dass ich dort nicht gelebt habe, mag man da als Frau denken. Und nicht zu unrecht, wenn es schon als Grund zur Heirat gesehen wird, wenn man ohne Aufsicht für länger als ein paar Minuten mit einem Mann alleine in einem Raum ist. Deshalb passt auch Daphne Bridgertons (Phoebe Dynevor) älterer Bruder Anthony (Jonathan Bailey) gut auf, dass seine Schwester nicht in eine schwierige Lage gebracht wird. Das macht ihr die Suche nach einem Ehemann während der Londoner Saison nicht leichter und so sind schnell alle Anwärter vertrieben. Diesen Zustand wünscht sich dagegen der Duke of Hastings (Regé-Jean Page) sehnlich herbei, der sich vor interessierten jungen Frauen und deren aufdringlichen Müttern kaum retten kann. Da hilft es nur, Interesse an einer Frau vorzutäuschen, um so offiziell vom Markt genommen zu werden. Ein Vorschlag, auf den Daphne gerne eingeht, die sich vom offensichtlichen Interesse des Dukes einen neuen Ansturm von Junggesellen erhofft. Und da sich die beiden nicht leiden können, besteht auch keine Gefahr, sich näher zu kommen. Neben diesen beiden jungen Menschen sind auch deren Familien und Bekannten nicht unberührt vom Klatsch und Skandal der Londoner Ballsaison und so nimmt die Serie ihren Lauf, dauerhaft kommentiert und begleitet von der mysteriösen Lady Wistledown und ihren Klatschblättern.
Wer die Bücher kennt und liebt, dürfte im Großen und Ganzen mit der Umsetzung sehr zufrieden sein. Alle wichtigen Elemente, die das Buch ausmachen, finden in der Serie ihren Platz, zusätzlich zu einigen Hintergrundinformationen und Geschichten, die eigentlich erst in den nächsten Büchern der Reihe Erwähnung finden, vor allem den Nebenfiguren jedoch deutlich mehr Substanz geben. An der Charaktertiefe scheitert die Serie allerdings trotzdem ein wenig. Allen voran bleibt der Duke of Hastings deutlich blasser, als er es im Roman ist. Seine Geschichte findet selbstverständlich den Weg in die Episoden, wird jedoch nur einmal näher behandelt und bleibt sonst im Hintergrund, was sie zu einem schwachen Motiv für seine Verhaltensweise und seine Handlungen werden lässt. Ähnlich verhält es sich auch mit Daphne, die eigentlich die Hauptperson der Serie sein sollte, allerdings durch die starke Besetzung und Präsenz liebenswerter und großartig verkörperter Nebenfiguren genauso oberflächlich bleibt, wie der Duke. In dem Versuch, den vielen Figuren im ersten Roman und allen voran der Familie Bridgerton Raum zu geben, verliert man die eigentlichen Protagonisten ein wenig aus den Augen und wartet viel gespannter auf die Entwicklungen, die sich abseits abspielen.
Abgesehen davon ist "Bridgerton" gute Unterhaltung und lässt einen für ein paar Stunden ins 19. Jahrhundert entschweben. Die Figuren sind sympathisch und liebenswert, die Handlung stellenweise vielleicht für den einen oder anderen ein wenig eintönig, denn es geht im Grunde immer um dasselbe: Liebe, Treue, Ehrlichkeit, Eifersucht und Klatsch. Die Geschichte profitiert jedoch von der Vielfältigkeit und Tiefe der Figuren (wer dazu etwas lesen möchte, kann sich anschauen, was ein Redakteur der FAZ über das farbenblinde Casting geschrieben hat), einer tollen Ausstattung und einigen Wendepunkten, die die Serie aus dem altbekannten Muster hervorheben.
Für Fans des Genres und der Bücher von Julia Quinn ist diese Serie absolut sehenswert und macht viel Spaß. Die Figuren sind toll besetzt und die Handlung spannend und temporeich.
Die Serie ist auf Netflix verfügbar.
Eine zweite Staffel ist zwar noch nicht bestätigt, ist aber durch die positive Resonanz sehr wahrscheinlich.
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